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Evangelisch-methodistische Kirche
Gemeindebezirk Reichenbach

aus der Festschrift, herausgegeben anlässlich des Jubiläums 2025 - 155 jahre Gemeinde in Reichenbach

Die ersten Treffen

Die Gemeinde entstand hier in Reichenbach, wie auch in viele anderen Städten und Dörfern unseres Landes durch das persönliche Zeugnis von Jesus Christus.

Pastor Zimmer lernte bei einem Besuch in Zwickau-Planitz den Tuchmacher Friedrich Eduard Günther aus Reichenbach kennen. Dieser war auf einer Geschäftsreise und wurde in den methodistischen Gottesdienst eingeladen. Kurze Zeit später besuchte ihn Pastor Zimmer in seiner Wohnung in Reichenbach auf dem Anger (Mittelgasse 29). Herr Günther hatte an diesem Tag einige Leute in sein Haus eingeladen. So kam es zum ersten methodistischen Hausgottesdienst in Reichenbach, den Pastor Zimmer hielt und zu dem nur Männer erschienen waren. Das war Anfang Oktober 1870.

Von nun an wurde alle 14 Tage Gottesdienst im Haus des Tuchmachers Günther gehalten, obwohl dies seine Frau mit allen Mitteln verhindern wollte. Der Chronist berichtet: „Es kamen nur Männer. Einige von ihnen schämten sich und versteckten sich hinter den großen Tuchmacherstühlen. Mit dem Lauf der Botschaft - es wurden 14tägig Gottesdienste gehalten - wuchs auch die Feindschaft. Zu den größten Widersachern gehörte die Ehefrau des Herrn Günther, die keiner Versammlung beiwohnte. Die Feindschaft gegen die Methodisten wurde so groß, dass zuletzt ausser dem Herrn Günther nur noch ein Mann kam.“

Ein Fehlschlag? Gottes Wege sind oft seltsam und doch wunderbar! In einem Gottesdienst unserer Gemeinde in Zwickau lernet Frau H. Sandner, Ehefrau des Feuerwehrmannes Andreas Sandner, aus Reichenbach Pastor Zimmer kennen. In ihrer Begeisterung von Gottes Wort öffnete sie sofort ihre Wohnung in der Oberen Dunkelgasse für die Gemeinde. Durch ihre große Beredsamkeit und ihren Eifer wurden viele Menschen in der Stadt auf die Arbeit der Methodistischen Kirche aufmerksam. Die Zahl der Gottesdienstbesucher wuchs derart, dass sie bis auf die Strasse standen, um das Evangelium zu hören.

Bereits 1871 während der Dienstzeit von Pastor Ferdinand Schmidt wurde die Arbeit auf Netzschkau (20.01.1871) und Limbach (12.12.1871) ausgedehnt. Er gründete auch in Elsterberg, Pfaffengrün und Weißensand Predigtstationen. Im Jahre 1872 wurde Pastor Wilhelm Seiz nach Plauen versetzt, um die Gemeinden des Vogtlandes zu bedienen.

In Reichenbach verlegte man die Gottesdienste der kleinen aufstrebenden Gemeinde von der Dunkelgasse in das Waltersche Haus in der Unteren Marienstraße.

Aber auch Hass und Feindschaft bereiteten der Sache Gottes ständig Schwierigkeiten, Sorgen und Nöte. Die Stunden der Andacht und Anbetung wurden gestört, die Gottesdienstbesucher geschlagen und die Pastoren belästigt. Man versuchte sogar an einem Abend den Pastor während der Predigt anzugreifen. Jedoch kamen die Störenfriede nicht bis an die Kanzel, da so viele Menschen den Pastor hören wollten, dass auf der Haupttreppe, die zum Saal führte, kein Durchkommen war. Ein Mann, dessen Frau die methodistischen Gottesdienste besuchte, bewarf den Pastor mit Steinen. Anschließend verprügelte er seine Frau, die sich jedoch nicht von ihrem Glauben abbringen ließ.

Hören wir den Chronisten:
„Der Gottesdienstraum in der Marienstraße, wohin die aufwärtsstrebende Gemeinde verzogen war, erwies sich sehr bald als zu klein. Geschwister Walther verkauften das Haus und erwarben ein neues Grundstück in der Amtmannsgasse 3, das später in den Besitz von Bruder Franz Vogel überging. Bevor die Gemeinde in die Amtsmanngasse einziehen konnte, fanden die Gottesdienste für kurze Zeit in der Rathausgasse bei Geschwister Müller, den Eltern von Johann und Edward Müller, statt. Hier wurde ein neuer, grösserer Saal ausgebaut, aber von der königlichen Regierung wurde das Abhalten von Gottesdiensten darin verboten! Die Gemeinde ging jedoch unbeirrt ihren Weg. Sie versammelte sich bei Kaffee und Kuchen im Haus eines Freundes und machte Gottes Wort zum Gesprächsthema. In diesen Hausversammlungen fanden viele Menschen Frieden mit Gott. 50 Personen traten aus der Landeskirche aus, um sich der methodistischen Kirche anzuschließen, war es doch für Mitglieder der Landeskirche bei 50 Talern Strafe verboten, an den methodistischen Gottesdiensten teilzunehmen. Trotz Sturm und Feindschaft wuchs das Werk weiter.“

Von 1874 - 1876 stand Pastor Renner dem Werk vor und gründete die Gemeinde Wildenau. Danach bediente bis 1878 Pastor Jacob Breitner die Gemeinden. Sein Nachfolger wurde für weitere drei Jahre Pastor Ernst Schmidt. Es war eine sehr bewegte Zeit. „Im ersten Winter seines Dienstes bekehrten sich 22 Seelen zum Herrn. Häufig wurde er vor die irdischen Richter bestellt, weil er auf den Landstationen das Wort Gottes predigte. Er ging aber - so heißt es - ‚immer fröhlich von des Rats Angesicht‘. Der Saal in der Amtmannsgasse wurde vom Eigentümer gekündigt und das Haus zum Verkauf angeboten. Der letzte Sonntag kam. Der Prediger gab bekannt, dass der letzte Gottesdienst hier abgehalten würde und sich bis jetzt nichts anderes gefunden habe. Die Geschwister weinten und beteten. Der Herr gab es. Bruder Vogel aus Unterheinsdorf wollte etwas für den Herrn tun und kaufte das Haus, so dass die Gemeinde weiter ihre Gottesdienste am gewohnten Ort halten konnte.“

Im Jahre 1882 erhielt Pastor Seiz die Arbeit zum zweiten Male. Von 1884/85 fand eine Erweckung statt. 103 Personen schlossen sich der Gemeinde an. Pastor Gustav Hempel wirkte von 1885 - 1889 auf dem Bezirk. Ihm folgte Pastor Carl Schaarschmidt. Die Jahre 1889 – 1895 waren eine segensreiche Zeit. Die Gemeinde bekam ein eigenes Gotteshaus in der Johannstraße (heute Fritz-Ebert-Straße). Am 10. November 1890 fand die Weihe der Immanuelkirche statt.

Bei der Jährlichen Konferenz 1895 wurden Bezirke neu festgelegt. Reichenbach wurde eigener Kirchenbezirk mit den Predigtstationen Netzschkau und Limbach und bekam einen eigenen Aufsichtsprediger - Pastor Ramdor. Er begann im August 1895 die Arbeit in Treuen und bediente die Gemeinden bis 1897. Da noch keine andere Wohnung zur Verfügung stand, wohnte er auf dem Dachboden der neu erbauten Immanuelkirche.

Im Juni 1897 löste ihn Pastor Keßler ab. Er und seine Frau entwickelten das Werk trotz aller Schwierigkeiten weiter. Ob äußere Bedrohungen oder innere Kriesen – die Geschichte unterscheidet sich mit ihren Anfechtungen, Verfolgungen und Stürmen nicht wesentlich von dem, was uns aus den Anfängen der methodistischen Erweckungsbewegung berichtet wird. Über die Arbeit von Pastor Keßler wird immer wieder festgestellt: ‚Mit den Seinen war er Vorbild und ein großer Segen‘. Während seiner Amtszeit wurde die Zionskirche in Netzschkau erbaut und am 11. Mai 1899 dem Dienste Gottes geweiht.

Von 1902 - 1905 trug Pastor Schäuble die Verantwortung für den Bezirk. Sein Nachfolger, Pastor Arthur Voigt (1905 - 1910) lies die beiden Wohnhäuser vor der Kirche in Reichenbach errichten. In den Jahren 1910 - 1912 führte Pastor Barkemeyer die Gemeinden weiter ins Wort ein. Pastor Bitter leitete ab 1912 den Bezirk. Er teilte in den schweren Jahren des ersten Weltkrieges Freude und Leid mit den Geschwistern. 1920 kam mit Prediger Hilbert ein Pastor mit Bauerfahrung. Unter seiner Regie wurde 1926 die Friedenskirche in Mylau errichtet.

1927 zog dann Pastor A. Reinsberg mit seiner Frau und acht Kindern in die Predigerwohnung. Schon 1928 wurde unter Bruder Reinsberg der Bibelsaal erstmals renoviert. Leider musste der Pastor 1932 krankheitshalber vorzeitig in den Ruhestand gehen, im Alter von 55 Jahren, was der Gemeinde sehr leid tat - war doch die ganze große Familie aktiv in der Gemeinde tätig.

Pastor Alfred Lätzsch wurde von 1932 - 1939 sein Nachfolger. Das war eine schwere Zeit! Der aufkommende Nationalsozialismus beherrschte die gesamte Öffentlichkeit und drang auch bis in die Gemeinden vor. Der Höhepunkt war dann der Ausbruch des zweiten Weltkrieges im September 1939.

In diesem Jahr 1939 kam Dr. Hans Leitner mit seiner Familie aus Ostafrika, wo er als Missionar tätig war, zum Ruhestand in die Heimat. Aber als der zweite Weltkrieg ausbrach, durfte er nicht wieder zurück und wurde als Nachfolger von Pastor Lätzsch nach Reichenbach versetzt. Jedoch rief man ihn bald zu Kriegsdienst ein. Er kam nach Dresden zu einer Dolmetscherkompanie für Kisuaheli. So konnte er nur tageweise in der Gemeinde sein und sie nur notdürftig betreuen. Ständig mussten Brüder von auswärts oder auch Soldatenbrüder im Urlaub für die verschiedenen Verkündigungsdienste gewonnen werden.

Dann hat Pastor Leitner die sich bietende Gelegenheit wahrgenommen, einen Lehrer aus Worms zu einem Sommer - Bibelkurs im Jahr 1940 einzuladen: Bruder Adolf Heller. Dieser Bibelkurs hat so viel Freude ausgelöst, dass A. Heller auch für die weiteren Jahre eingeladen wurde.

Fünf Kriegsjahre hindurch jeden Sommer eine Bibelwoche! Das führte zu einer großen Belebung in der Gemeinde. Es war auch die Grundlage zu einer Erweckung während der Dienstzeit von Pastor Otto Collatz, der mit viel Fleiß und Freude seinen gesegneten Dienst ausrichten konnte. Er übernahm 1945 die Leitung des Reichenbacher Bezirks von Pastor Leitner, der doch noch in englische Kriegsgefangenschaft gekommen war.

Von da an war er zehn Jahre lang vielen Menschen ein Wegweiser zu Christus. Die Gemeinde wurde von einer geistlichen Erweckung erfasst. Viele Menschen, die durch die Schrecken des Krieges innerlich erschüttert nach innerem Halt und Hoffnung suchten, fanden unter der Verkündigung wieder Mut und übergaben ihr Leben Gott. Zitat aus der Mylauer Chronik: „Die gute, tiefgreifende Wortverkündigung durch Pastor Collatz, gepaart mit evangelistischen Liedern, die er zum Teil alleine oder in Verbindung mit Schwestern aus der Reichenbacher Gemeinde vortrug, wurden von den Besuchern gerne gehört.“

Außerdem wurde die im Krieg beschädigte Immanuelkirche wieder aufgebaut und damit Heimat für hunderte, die sich zu Gott bekehrten. Bis es soweit war, wussten sich die Christen der Stadt zu arrangieren. In einem Mitteilungsblatt vom 12. Mai 1945 waren auch Kirchennachrichten abgedruckt. Die Methodistengemeinde traf sich am Sonntag Nachmittag halb sechs Uhr zum Gottesdienst in der Peter-Paul-Kirche. Sonntagsschule war 11 Uhr in der Albertistraße 20.

Ein Bericht aus dieser Zeit: Mitte April 1945 kamen amerikanische Truppen ins Vogtland und somit auch nach Reichenbach. Bis sie im Juli von der Sowjetarmee abgelöst wurden, übernahmen sie die Verwaltung der Stadt. Um die Versorgung zu gewährleisten, hatten die Besatzer Verfügungen erlassen. Z.B. musste man von seinen eingekellerten Kartoffeln 25 kg abgeben. Private PKWs mussten gemeldet werden. Es gab nur von 11 bis 13 Uhr Gas und es wurden keine privaten Passierscheine mehr ausgestellt. Wurde man ohne Passierschein angetroffen, konnte man festgenommen werden.

In der Amtszeit von Pastor Otto Collatz fand 1949 und 1953 die Jährliche Konferenz der Methodistenkirche in Reichenbach statt, vom 17. bis 22. Mai 1949 unter der Leitung von Bischof Dr. J. W. Ernst Sommer. Die Teilnehmer fanden Quartier bei den Geschwistern des Gemeindebezirks. Den jeweiligen Gastgeber konnte man der Wohnliste (im Anhang) entnehmen.

Nach dem 2. Weltkrieg entstand eine Gemeindeschwesternstation, die im Laufe der Jahre von Harmine Büscher, Margarete Krieger, Elisabeth Arnold, Jenny Standner und Gisela Weigel besetzt wurde.

Die Nachkriegszeit war voller Entbehrungen. Die Möglichkeiten waren begrenzt und trotzdem fand man sie. Auch wenn das Leben in diesen Jahren besonders für junge Menschen nicht einfach war, erinnern sich einige gern daran.

1955 kam Pastor Herbert Götz in die Gemeinde. Während seines treuen Dienstes wurde eine große Kirchenrenovierung durchgeführt, das Werk weiter gefestigt und die ökumenische Zusammenarbeit, auch die Allianz mit den anderen Kirchen in Reichenbach gefördert. In den restlichen sieben Jahren wurde der Bezirk Reichenbach mit seinen Filialstationen Mylau, Lengenfeld, Unterheinsdorf und Schneidenbach weiter ins Wort eingeführt sowie die gottesdienstlichen Räume und das kirchliche Anwesen baulich überholt. Herbert Götz blieb bis 1963.

Im Jahre 1960 feierte die Gemeinde ihr 90jähriges Bestehen. Sogar Pastor Alfred Lätzsch, der bis 1939 in Reichenbach seinen Dienst tat, war aus Weimar angereist. Er hielt am Gemeindeabend am 24. Oktober die Ansprache. Vom Sonntag, 23. Oktober bis zum Sonntag, 6. November gab es täglich eine Veranstaltung. Gefeiert wurden außerdem 70 Jahre Immanuelkirche und 65 Jahre Gemeinde Mylau. Neben Bischof Wunderlich kamen in diesen zwei Wochen auch Eberhard Groschupf, Manfred Gottschald, Frieder Ringeis, Lothar Gerischer, Gerhard Riedel, Hans Hertel und Herbert Götz zu Wort. Es gab Lichtbildervorträge, Gemeindeabende, einen ökumenischen Jugendabend, verschiedene Aufführungen, ein Oratorium, ein Verkündigungsspiel, einen Orgelabend und Abendmahlsgottesdienste. Mitgewirkt haben Chöre aus Treuen, Netzschkau und Reichenbach und ein Allianzjugendchor.

Bereits zwei Jahre später wurde ein weiteres Jubiläum gefeiert - 75 Jahre Männerchor. 1887 gegründet, wurde die Gesangstruppe bis 1910 von Eduard Müller geleitet. Ab 1910 ist der Männerchor untrennbar mit dem Namen Schneider verbunden. Ob Alfred, Martin oder Hans, sie alle leiteten den Chor mit Hingabe, zuletzt bis 2015 Martin Schneider jun.

Von 1963 - 1970 stand Pastor Gerhard Solbrig dem Bezirk Reichenbach als leitender Pastor vor. In seiner Amtszeit entstand der schöne Gemeindesaal in Unterheinsdorf (Christuskapelle). Der Gemeindesaal in Lengenfeld wurde erneuert. In Reichenbach wurde zum 100jährigen Gemeindejubiläum 1970 der Altarraum erneuert nach entsprechender Saalrenovierung.

Der Pastor mit der bis heute längsten Dienstzeit kam 1970 zu uns. Harry Windisch wirkte und lebte mit seiner Familie 16 Jahre bis 1986 in Reichenbach. In seiner Amtszeit waren größere Umbauarbeiten notwendig: ein neuer großer Schornstein, eine neue Heizungsanlage in der Kirche und die völlige Neugestaltung des Bibelsaales. Die unteren Kirchenräume mussten für die Heizungsanlage und für Küche und Bibelsaal durch Erdaushub vergrößert werden. Dabei wurden 180 Tonnen Erdreich und Gestein mit Hand ausgebrochen und mit Schubkarren zur Straße befördert. Diese Arbeiten führten Brüder in fröhlicher und harmonischer Zusammenarbeit durch. Pastor Windisch war stets zur Stelle und legte Hand an.

In seiner Amtszeit waren fünf Predigtplätze zu bedienen. Neben Reichenbach waren das Mylau, Lengenfeld, Unterheinsdorf und Schneidenbach. Auf dem Bezirk gab es einen zweiten Pastor, der in Mylau wohnte und tätig war und häufig den Jugendgottesdienst am Sonnabend leitete. Die Erinnerung an diese Zeit ist bei einigen Geschwistern noch sehr wach.

Erstmals konnte 1982 bis 1983 die zweite Pastorenstelle nicht besetzt werden. In dieser Zeit waren die 5 Laienprediger und Predigthelfer unseres Gemeindebezirkes besonders gefordert. Am Ende dieses Konferenzjahres stellte der Laienführer Bruder Erich Wetzold fest: „Dieses Jahr hat uns eine Bruderschaft und Dienstgemeinschaft geschenkt, die ich vorher noch nie erlebt habe!“ Zur gleichen Zeit wurde die Gemeinde Schneidenbach zusammen mit der Evangelisch-lutherischen Gemeinde Peter-Paul im Wechsel der Kirchen bedient. Diese Form der Zusammenarbeit hatte sich bewährt und später wurden auch in Unterheinsdorf auf diese Weise Gottesdienste ermöglicht.

1986 kam Pastor Manfred Gottschald von Falkenstein zu uns. Sein erstes Anliegen war die geistliche Festigung der Gemeinde und die vertiefte Einführung in Gottes Wort. Unterstützung hatte er noch eine Zeit lang durch den 2. Pastor Jörg-Eckbert Neels, der dann nach Rodewisch versetzt wurde. Ihm folgte zur Unterstützung von Pastor Gottschald die Pastorin Ulrike Förster. Später schied sie aus dem hauptamtlichen kirchlichen Dienst aus und bezog mit ihrer Familie eine Privatwohnung. Pastor Gottschald festigte das Gemeindeleben durch tiefgehende Predigten. Aber es gab auch wieder etwas zu reparieren. Durch das schadhaft gewordene Dach war der Gemeindesaal Lengenfeld in einem schlimmen baulichen Zustand. Da es schwer fiel, entsprechende Handwerker zu bekommen, fing Bruder Gottschald selbst an zu reparieren und bekam daraufhin auch weitere Hilfe durch Mitglieder der Gemeinden. Im Jahr 1990 konnte auch die Fassade der beiden Reichenbacher Wohnhäuser erneuert und der Hausdurchgang sauber und geschmackvoll gestaltet werden. Mit der Jährlichen Konferenz 1990 ging Pastor Gottschald in den Ruhestand.

Sein Nachfolger war Pastor Gerhard Förster, der als langjähriger Leiter des Kinderwerkes der Evangelisch-methodistischen Kirche in der DDR wieder in den Gemeindedienst gerufen wurde. Er musste die Arbeit aufgrund des bestehenden Pastorenmangels ohne 2. Pastor übernehmen und war deshalb gezwungen, die Gottesdienstzeiten sowohl in Reichenbach als auch in Mylau so zu verlegen, dass er beide Gottesdienste hintereinander selbst halten konnte. In seiner Amtszeit bis 1993 widmete er sich besonders der Seniorenarbeit und erfreute die Gemeinde mit seiner musikalischen Begabung. Gleich zu Beginn im September 1990 wurde der 100jährige Geburtstag der Immanuelkirche gefeiert.

Baulich engagierte er sich nach der Wende bei der Sanierung und Modernisierung der Friedenskirche in Mylau, der Pastorenwohnung und der beiden Wohnhäuser Fritz-Ebert-Straße 10-11 in Reichenbach. Hier erfolgte im Herbst 1991 der Umbau der Toiletten auf WC. Außerdem waren die Balkonanlagen baufällig und bedurften dringend einer Erneuerung. Im Sommer 1991 traf man sich zum Bezirksgemeindefest in Mylau. 1992 fand das Gemeindefest in Reichenbach statt. Der Jugendchor aus Cranzahl bereicherte den Gottesdienst. In Mylau hatte man die Regenbogenstraße zu Gast.

Bereits 1993 kam es erneut zu einem Wechsel. Nach seiner Dienstzeit als Superintendent des Zwickauer Distrikts übernahm im Herbst Pastor Roland Röseler den Gemeindebezirk. Für seinen Dienst setzt er zwei Schwerpunkte: Verkündigung und Seelsorge. Wichtig war ihm auch die Arbeit mit den Laien, ihre Förderung und Schulung. Die Verwaltung der Gemeindefinanzen gab er in die Hände von dafür geeigneten Brüdern. Für die verantwortliche Unterstützung durch die Leiter der Dienstgruppen und Hauskreise war er stets dankbar.

Pastor Röseler schaffte es in den vier Jahren bei uns öfter mal in die Presse.
Im Mai 1995 war die Immanuelkirche der Freien Presse eine Schlagzeile wert. „15 Mikrofone vorm Altar“ Der Sender MDR Kultur übertrug am Sonntag, 28. Mai, den ersten Rundfunkgottesdienst aus Reichenbach. Am Samstag wurde die Technik eingerichtet und am Abend gab es einen Probedurchlauf. Viele Geschwister wirkten aktiv mit. Der Chor mit 35 Sängern unter der Leitung von Erika Kropff, der Männerchor mit 15 Sängern, Leitung Martin Schneider, der Posaunenchor mit 8 Musikern, geleitet von Thomas Neupert. Dann gab es noch eine Instrumentalkreis mit sechs Musikern, von Ekkehard Spindler geleitet. Auch für Ansagen und Lesungen fanden sich Geschwister der Gemeinde bereit. Die Predigt hielt Pastor Röseler. Im Archiv unserer Kirche fanden sich noch die schriftlichen Aufzeichnungen zu diesem Rundfunkgottesdienst.
Sowohl der Vogtland-Anzeiger als auch die Freie Presse berichteten im März 1997 von einer kurdischen Familie, die Kirchenasyl erhielt. Ingrid Röseler war damals Ausländerbeauftragte der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz und mit den Gegebenheiten vertraut. Sie lernte die fünfköpfige Familie bei einem kurdischen Abend in Plauen kennen und entschloss sich, ihr aus der ausweglosen Situation zu helfen. Sie sollte in der Immanuelkirche Kirchenasyl erhalten. Alles wurde mit dem Superintendent und auch dem Kirchenvorstand abgesprochen. Die Familie wurde im Bibelsaal untergebracht und versorgt. Später brachte man die Familie nach Erfurt, wo sie dann endlich bleiben durften. Der Familienvater arbeitete bis zu seinem Ruhestand als Hausmeister der Ägidienkirche.

Ein weiterer Artikel bezog sich auf die umfangreichen Bauarbeiten in der Kirche und den Nebenräumen im Frühjahr 1996. Es wurden unter anderem Heizung und elektrische Anlagen erneuert. Besondere Erwähnung fand, dass die gesamten nicht unerheblichen finanziellen Mittel - Zitat: „ausschließlich aus den Reihen der Gottesdienstbesucher und vom Freundeskreis“ kamen. Wieder waren viele Helfer am Werk. Auf einem Pressefoto ist neben zwei Handwerkern auch Konrad Wagler zu sehen. Während der Bauarbeiten war die Kirche nicht nutzbar. Veranstaltungen fanden außerhalb statt. Pastor Roland Röseler lud nach Abschluss der Renovierung per Brief die Gemeindeglieder wieder zum Gottesdienst ein. Hier ein Auszug: „Ab Sonntag, 16. Juni 1996 wird in der Immanuelkirche wieder Gottesdienst gehalten, Beginn 8.45 Uhr. Ich möchte Sie als der zuständige Gemeindepastor sehr herzlich dazu einladen. Sie werden sich in einer hellen und freundlichen Kirche, in der Gemeinschaft des Glaubens und der Wortverkündigung persönlich angesprochen wissen und zudem den Segen Gottes erleben. Das Thema der Predigt lautet: `Vom guten Werk, das wirklich vollendet wird.‘ (Philipper 1, 3-11). Im Anschluss an den Gottesdienst am 16. Juni lädt Sie die Gemeindejugend zu Kaffee und Kuchen ein.“

Mit Werner Philipp zog 1997 ein junger Pastor mit großer Familie und Hund, Dalmatinerdame Hella, in die Fritz-Ebert-Straße ein. An vielen Stellen in der Gemeinde brachten sie sich ein - Frauenfrühstück, Christenlehre, Jugend, Hauskreise, Musik. Im Gottesdienst setzte Pastor Philipp häufig seine Gitarre ein. Der Kindergottesdienst fand zeitgleich mit den Gottesdiensten statt. Pastor Philipp holte die Kinder nach vorn und „entließ“ sie mit einem Lied zur Gitarre, einer kleinen Geschichte und einem Segen in den Kindergottesdienst. Christenlehre und kirchlicher Unterricht fanden donnerstags in Mylau statt und waren sehr gut besucht. Jedes Jahr am ersten Septemberwochenende feierten wir in Mylau Sonntagsschulfest. Um 14.00 Uhr war Bezirksfamiliengottesdienst. Die Schulanfänger wurden vorgestellt und gesegnet. Danach gab es Kaffeetrinken im Kirchengarten, musikalisch untermalt vom Posaunenchor, sowie Spiele und Basteln für die Kinder und nicht zu vergessen - der Bonbonmann. Zum Abendbrot gab es Leckeres vom Grill und Kesselgulasch. Während dieser Zeit gab es neben Senioren- und Jugendkreis auch noch zwei Hauskreise, einen Ehepaarkreis in Mylau und den Ehepaarkreis der jüngeren Paare. Werner und Isabel nahmen oft an den Treffen einmal im Monat an einem Freitagabend teil. Neben diesen Abenden mit Andacht, singen und Gesprächen, die bei den Familien zu Hause stattfanden, waren sie einmal im Jahr auf Schusters Rappen unterwegs. Es wurden Radtouren unternommen und manchmal zusammen Silvester gefeiert. Von 2001 an verbrachte der Hauskreis einmal im Jahr ein Wochenende auf Schwarzenshof. Als wir 2017 am Sonntag den Heimweg antraten, ahnten wir noch nicht, dass es der letzte Aufenthalt hier sein sollte. 2018 fand das gemeinsame Wochenende in Dresden statt. 2019 fanden wir keinen Termin und als wir 2020 im März schon die Reisetasche gepackt hatten, kam von Schwarzenshof die Absage wegen coronabedingter Schließung der Küche.

Isabel Philipp gründete 1998 einen Frauenfrühstückskreis. Mittwochs um 9.00 Uhr trafen sich vor allem junge Muttis mit ihren Kindern. Nach einer Andacht wurde gemeinsam gefrühstückt und geredet. Sie brachte uns neue Lieder und Seidenmalerei bei. Einige der entstandenen Werke können noch immer in den Räumen in Mylau und Reichenbach bewundert werden. Auch während der Dienstjahre von Pastor Philipp fanden außer den Gottesdiensten in Reichenbach und Mylau Veranstaltungen in Unterheinsdorf in der Christuskapelle und im Gemeinderaum in Schneidenbach statt. In Lengenfeld traf man sich als Hauskreis zur Bibelstunde. In Reichenbach begann der Gottesdienst um 8:45 Uhr, in Mylau 10:15 Uhr. Daneben gab es Gemeindebibelkreise, das schon erwähnte Frauenfrühstück, Senioren- und Ehepaarkreis, gemischten Chor, Männer- und Posaunenchor. Außerdem engagierte sich der Gemeindepastor im Leuchtturm. Einige der Hilfsbedürftigen fanden auch den Weg in unsre Gottesdienste. Um sie nicht auszuschließen, wurde zum Abendmahl neben Wein nun auch Saft gereicht. 1998 wollte die Jugend ihren Raum renovieren. Um etwas Geld dafür zu sammeln, luden sie die Gemeinde in die Turnhalle am Joppenberg zum Volleyballturnier ein. Von jeder mitspielenden Person erbat man 10,00 DM. Sicher erinnern sich auch die daran, die nur zum Zuschauen gekommen waren. 2003 und 2004 gab es wieder einmal erwähnenswerte Baumaßnahmen. Im Kirchengarten errichteten ABM-Kräfte eine Stützmauer, die untere Wohnung im Kirchenhaus wurde umgebaut. Hierhin zog die Kanzlei um und es entstand ein Arbeitszimmer für den Pastor. In die alte Kanzlei baute man Toiletten für Kirchenbesucher ein. Im kleinen Saal wurde die Küche umgebaut und neu gestaltet. 2006 wurde Werner Philipp nach Dresden versetzt. Im Abschiedsgottesdienst schwang bei manchen etwas Wehmut mit. Bis heute pflegen einige Ehepaare ihre Freundschaft mit Werner und Isabel Philipp. 2019 wurde er Superintendent des Zwickauer Distrikts. So konnten wir ihn ab und zu wieder bei uns begrüßen. Im Februar 2025 wurde er zum Bischof der EmK Deutschland gewählt.

Im Herbst 2006 konnten wir einen alten Bekannten auf dem Bezirk begrüßen. Pastor Christian Meischner, der bereits 25 Jahre zuvor als junger Praktikant in Mylau war, wurde neuer Gemeindepastor auf dem Bezirk. Er und seine Frau Beate erweiterten die Christenlehre am Donnerstag zum Kindertreff, wo dann auch schon mal vorher Fußball gespielt wurde. Er brachte den Kindern Gitarre spielen bei und gründete eine Jugend- und eine Kinderband. Es gab geteilte Meinungen darüber, ob Schlagzeug und Gitarrenverstärker dauerhaft in der Kirche stehen dürfen. Die Bands waren aber im Gottesdienst bei bestimmten Anlässen gern gehört. Eine Zeit lang leitete er auch den Chor. Natürlich wurde auch in seiner Dienstzeit wieder gebaut. In Reichenbach renovierten Geschwister den damaligen Jugendraum. In Mylau wurde 2011 am Eingang der Friedenskirche eine neue Treppe angebaut und der Außenbereich erneuert, innen bekamen die Fenster Jalousien. Nicht zuletzt ist er auch der Pastor, der den Anbau an die Immanuelkirche angeschoben hat. So waren am 4. Mai 2013 jung und alt auf den Beinen beim Arbeitseinsatz. Nach den Abrissarbeiten des Wohnhauses Fritz-Ebert-Str. 12 gab es noch Einiges wegzuräumen.

Als Pastor Meischner 2014 nach Schönheide geschickt wurde, hatten wir eine Zeit der Vakanz. Betreut wurden wir von Pastor Thomas Roscher aus Plauen (bis März 2025 in Leipzig, jetzt unser Superintendent). Die vielfältigen Aufgaben wurden von den Geschwistern gemeinsam gemeistert. Es entstand eine große Verbundenheit zwischen Reichenbach, Mylau und Unterheinsdorf, die bis heute anhält. Der Bau des Kirchensaales in Reichenbach war ja in vollem Gange. Für den kirchlichen Unterricht hatte man auch eine Lösung gefunden. Sicher erinnern sich noch einige an Jana Huster. Sie stellte sich 2014 im Gemeindebrief vor.

Im September 2014 zog Pastor Mitja Fritsch mit seiner Familie, zu der auch einmal wieder ein Hund gehörte, in die frisch renovierte Pastorenwohnung ein. Bei Dienstantritt wurde er als erstes mit unserem Mammutprojekt konfrontiert. Die erste Vorstandssitzung tagte in Mylau, da in Reichenbach noch gebaut wurde. Im Protokoll findet sich der Satz: „Es erfolgt eine kurze Vorstellung der Anwesenden. Pastor Fritsch bietet als Anrede das Du an, will aber auch das Sie achten, wenn er auf diese Weise angesprochen wird.“ Außerdem schenkte er jedem Anwesenden einen aus Papier gefalteten Kranich.

Im Dezember 2014 kamen die Brüder des Männerchores ein letztes Mal zusammen. Eine Ära langjähriger Chorarbeit endete. Es fehlte der Nachwuchs. Der Chorleiter Martin S. fasst die Jahre zusammen: „In dem 155jährigen Gemeindeleben konnte auch ein Männerchor gegründet werden, der in den letzten 50 Jahren seines Bestehens in den Händen von Martin Schneider lag. Regelmäßig trafen sich die sangesfreudigen Männer zur Übungsstunde, da es viele Anlässe zum Singen gab. Alle 14 Tage sangen sie im Wechsel mit dem gemischten Chor zu den Sonntagsgottesdiensten. Doch auch zu besonderen Anlässen wie zum Beispiel Hochzeiten, hohen Geburtstagen und Sängerfesten wurde freudig gesungen. Schöne Ausfahrten mit den Chorfamilien waren immer ein Höhepunkt und eine Bereicherung für den Chor. 2015 musste der Männerchor dann aufgelöst werden, da es keinen Nachwuchs gab und der Chor überaltert war.“

In den ersten Monaten nach Dienstantritt konnte es passieren, dass man Pastor Fritsch unter der Woche in Arbeitsklammotten antraf. Außerdem halfen viele Geschwister, unter denen es Elektriker, Klemptner, Fußbodenleger und Maler gibt, die Räume fertig zu stellen. Die Gemeinde richtete für sie eine Dankfeier aus, bei der auch Bauleiter und Verantwortliche anwesend waren. Am 17. Mai 2015 feierten wir im Beisein von Bischöfin Rosemarie Wenner, Superintendent Stefan Ringeis, ehemaliger Pastoren und vielen Gästen die Eröffnung des Kirchensaales.

Da während der Bauarbeiten die Kirche nicht genutzt werden konnte, fanden die Gottesdienste für alle in Mylau statt. Nach der Eröffnung gab es wieder zwei Gottesdienste, 9:00 Uhr in Reichenbach und 10:30 Uhr in Mylau. Da im Sommer viele im Urlaub sind, führte Mitja Fritsch die „Sommerkirche“ ein mit gemeinsamen Gottesdiensten 9:30 Uhr abwechselnd in Reichenbach und Mylau. Den meisten gefiel es gut, waren wir doch während der Vakanz bereits enger zusammengerückt. Allerdings bedeutete es besonders für ältere Geschwister eine Umstellung und trotz Fahrdienst blieben einige dem Gottesdienst fern. Zunächst nur auf den Sommer begrenzt, wurden die gemeinsamen Gottesdienste zur Regel. Es war immer schwieriger, alle Dienste für zwei Veranstaltungen abzudecken. Ob Chor, Lektorendienst, Orgel oder Band - alles war nur gemeinsam zu realisieren. So ist es bis heute. Eine Zeit lang gab es am Heiligabend noch zwei getrennte Gottesdienste. Leider musste dabei auf ein Chorlied verzichtet werden, da es nur noch einen gemeinsamen Chor gab und wir konnten auch weder auf einen Männerchor noch auf einen Posaunenchor zurückgreifen. Dafür haben wir eine Band und auch noch ein paar Geschwister, die sich ans Klavier oder das Keyboard setzen. Unsre Orgel erklingt leider nur noch sehr selten. Eine notwendige Reparatur übersteigt momentan unsre finanziellen Möglichkeiten und wir haben nur noch wenige Organisten.

In schmerzlicher Erinnerung ist uns eine Zeit, die im März 2020 begann und uns zwei Jahre lang einiges abverlangte. Nachdem die ersten Coronafälle bekannt geworden waren, ordnete die Regierung den völligen Lockdown an. Das öffentliche Leben kam quasi zum Erliegen. Nach den Schulen und Kitas wurden auch alle Läden, Restaurants, Kinos geschlossen; alles, was nicht lebensnotwendig war. Ausgenommen waren Geschäfte, die lebenswichtige Waren verkauften wie Lebensmittelmärkte, Drogerien und Apotheken sowie Banken und Tankstellen. Auch Gottesdienste waren nicht mehr möglich. Mitja Fritsch schrieb in einem Brief an die Gemeinde:

„Liebe Geschwister und Freunde unserer Gemeinden in Reichenbach, Mylau und Unterheinsdorf, in diesen Tagen erscheinen die neuen Gemeindenachrichten. Manches von dem, was darin enthalten ist, was wir geplant hatten und vorbereiten wollten, wird nicht stattfinden. Noch ist kein wirkliches Ende dieser Sondersituation mit Corona in Sicht….Viele von Euch nutzen die Gottesdienste und Andachten in Radio und Fernsehen. Gut, dass es das gibt. Das ersetzt sicher nicht den persönlichen Kontakt, aber stärkt und hilft dabei, sich auf Gott, auf seine Weisungen, auf seine Nähe auszurichten, Kraft für den Alltag zu gewinnen und sich auch miteinander anders verbunden zu erfahren. Übrigens: sonntags brennen in unserer Kirche in Reichenbach von 09.30 Uhr bis 10.30 Uhr die Kerzen und die Türen stehen weit offen. Vielleicht ist es nur ein kleines Zeichen, aber in dieser Zeit spüre ich besonders, wie sehr mir das Miteinander mit Euch fehlt und wie sehr wir dennoch in Gedanken und im Gebet verbunden sind. Und abends singen wir als Familie auf dem Balkon, ebenso wie auch andere, um 19.00 Uhr das Lied: Der Mond ist aufgegangen (EM 635).“

Nach ein paar Wochen wurden die Regeln gelockert und es gab wieder Gottesdienste, allerdings musste Abstand eingehalten und eine Maske (auch Mund-Nasenschutz genannt) getragen werden. Da nun die Plätze begrenzt waren, wurde um eine Anmeldung gebeten. Es gab zunächst keinen Gemeinde- oder Chorgesang. Später wurden Gemeindelieder von vier Sängern, mit Abstand im Altarraum, vorgetragen. Meist waren es Chormitglieder, die sich zum Singen bereit erklärten. Ein Plan zeigte ihnen, an welchem Sonntag man dran war. Ausschüsse, Dienstgruppen und Kreise kamen gar nicht zusammen. Was zu klären war, geschah per Telefon oder Zoomsitzung. Geschwister, die wegen der Gefahr der Ansteckung zu Hause blieben oder in Quarantäne waren, wichen am Sonntagmorgen auf die Sendungen im TV oder im Radio aus. Unser Gemeindejubiläum 150 Jahre EmK Reichenbach, das für Oktober 2020 geplant war, mussten wir verschieben.

Auch die Jährlichen Konferenzen fanden nicht in gewohnter Form statt, sondern online. Die Konferenzmitglieder trafen sich per Zoomsitzung. Der Sendungsgottesdienst aus Erfurt wurde aufgezeichnet. Die EmK hatte einen YouTube-Kanal eingerichtet, über den man aus verschiedenen Orten und Kirchen die aufgezeichneten Gottesdienste verfolgen konnte.

Um am gesellschftlichen Leben teilnehmen zu können, waren während der Pandemie Regeln einzuhalten. Es gab 3G und 2G. 3G bedeutete, man musste geimpft sein oder genesen von einer Coronainfektion. Das dritte G stand für getestet. Es gab Testzentren, die man aufsuchen konnte. 3G galt auch für den Gottesdienstbesuch. Wir wurden am Eingang nach unserem Impfstatus gefragt oder mussten eine Testbescheinigung, auf der „negativ“ zu lesen war, vorzeigen. Neben den Türen standen Flaschen mit Flüssigkeit zum Hände desinfizieren.

Am Ostersonntag 2022 erklang nach vielen Monaten wieder Gemeindegesang in unserer Kirche. Auch die Bänder, mit denen jede zweite Bank abgesperrt war, wurden wieder entfernt. Nach den Monaten, in denen es mehrere Lockdowns gegeben hatte, zog wieder so etwas wie Normalität ein. Jedoch war vieles vom gewohnten Gemeindeleben verloren gegangen und nicht alles konnte wieder begonnen werden.

Seit 2015 gab es nur noch einen gemeinsamen gemischten Chor. Während der Coronapandemie wurde der Chor als „ruhend“ abgemeldet. Im November 2022 trafen sich die Chormitglieder zu einem gemütlichen Beisammensein, auch um über die Zukunft des Chores zu beraten. Einige vermissten das Singen, anderen war es leider nach so langer Zeit ohne Proben nicht mehr möglich. Auch alters- oder gesunheitsbedingt verliessen einige langjährige Sänger den Chor. Trotz aller Bemühungen konnte die Chorarbeit nicht in gewohnter Weise wieder aufgenommen werden. Allerdings war in den Jahren davor ein besonderes Verhältnis zu den Sängern der apostolischen Gemeinde entstanden. Zu Gottesdiensten, die apostolische und methodistische Geschwister gemeinsam feiern, gibt es auch einen gemeinsamen Chor. In zwei oder drei Proben werden Lieder einstudiert und im Gottesdienst vorgetragen. Für beide Gemeinden ist die Zusammenarbeit ein Gewinn und die Sänger genießen diese Zeit.

Partner und Freunde in Hof

Die Isolation der Gemeinde zu den evangelisch-methodistischen Gemeinden im Westen unseres Landes zur Zeit der DDR wurde durch Kontakte mit der Gemeinde Hof abgebaut. Besonders durch die Initiative von Bruder Paul Richter aus Hof kam es jährlich zu Besuchen seitens der Hofer Gemeindeglieder. Diese Begegnngen wurde anfänglich als Chortreffen bewertet und damit aus allen politischen Zwängen genommen. Die Reichenbacher Gastgeber bewirteten ihre Gäste mit selbstgebackenem Kuchen. Die Gäste wiederum ließen es sich nicht nehmen, den Kaffee beizusteuern. Herzliche Kontakte bestanden nicht nur bis 1990, sondern halten auch heute noch und sind zur echten Gemeindeverbundenheit geworden. Dass wir die Besuche nun erwiedern können, ist ein großes Geschenk. So wurde die Erinnerung an den 30. Jahrestag des Mauerfalls mit einem gemeinsamen Gottesdienst in Hof begangen. Im Gemeindebrief wurde berichtet:

grenzübergreifender Gottesdienst in Hof am 10.11.2019

30 Jahre MAUERFALL

Aus diesem Anlass wollten wir nach Hof fahren, um in einem Gottesdienst mit unserer Partnergemeinde und Geschwistern aus Thüringen diesen Tag würdig zu begehen. Einige kamen mit dem Zug, die anderen mit dem Auto. Viele Gedanken kamen, als wir mit dem Zug über die ehemalige Grenze fuhren. Wir wurden sehr herzlich begrüsst und konnten 10 Uhr am gemeinsamen Gottesdienst teilnehmen. Die Pastoren Mitja Fritsch, Matthias Zieboll und Markus Gumpfer waren gefordert, jeweils fünf Minuten über Psalm 18, 30, „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“, zu predigen. Zwei schafften es, einer war über dem Zeitlimit! Danach gab es ein wunderbares Buffet, zu dem viele aus den Gemeinden beigetragen hatten. 12 Uhr sahen wir gemeinsam die Dokumentation „Schabowskies Zettel“, ein Film über den 9.11.1989 in Berlin. Vieles davon war uns noch nicht bekannt. Nach einer kurzen Pause hatten die drei Pastoren die Antworten parat, über die wir nachdenken sollten. 30 Jahre Mauerfall - Wofür bin ich dankbar? 3o Jahre Mauerfall - Welche Mauern sind noch zu Fall zu bringen? 3o Jahre Mauerfall - Was gab es vor der Wende, das wieder neu entdeckt und belebt werden sollte? Die Antworten waren sehr vielfältig. Auch sollten wir darüber nachdenken, die Mauern in unseren Köpfen endlich zu beseitigen. Nach Gebet und Segen konnten wir gestärkt an Leib und Seele nach Hause fahren. Was für ein wundervoller Tag! Bärbel A. Dann wurden unsere jährlichen Treffen durch die Coronapandemie jäh unterbrochen.

Gäste zum Kaffee am 19.06.2022

Nachdem wir im November 2019 zu einem besonderen Gottesdienst in Hof waren, hatten wir unsere Hofer Geschwister nach Reichenbach eingeladen. Lange war das nicht möglich gewesen. Am 19. Juni war die Gemeinde der Einladung gefolgt. Obwohl noch immer jede zweite Bank abgesperrt ist, fand jeder einen Platz. Es war schön, bekannte Gesichter wieder zu sehen und gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Für den Gemeindegesang hatte Mitja Fritsch etwas Besonderes mit uns vor - gemeinsam einen Kanon singen. Und das gleich zwei Mal. „Wir sind hier zusammen in Jesu Namen“ (432) und am Ende „Dona Nobis pacem“ (494). Es klappte auf Anhieb, ohne Dirigent. Damit hätten wir auftreten können. In der Lesung hörten wir das Gleichnis vom reichen und armen Mann. (Lukas 16,19-31). Natürlich wurden auch Grüße ausgetauscht. Nach dem Gottesdienst war zum Kirchenkaffe eingeladen. Viele Geschwister hatten Kuchen gebacken. Es gab aber auch Salate und Roster. Im „Feierkasten“ hatten fleißige Helfer bereits alles vorbereitet. Auf den Tischen stand eine ganz besondere Deko - bepflanze Lampenschirme. Als im November 2018 mit der Renovierung des Jugendkellers begonnen wurde, montierte man auch die alten Lampen ab. Von den runden Lampenschirmen aus Glas inspiriert, entstand die Idee, diese zu bepflanzen. Da man sich in den letzten beiden Jahren aus bekannten Gründen lange nicht treffen konnte, musste deren Umsetzung bis jetzt warten. Was auch nicht so schlimm war, denn so wurden daraus mit Hilfe von Doreen Schwabe, die das Bepflanzen übernahm, originelle Gastgeschenke. Viele der Hofer Geschwister kannten ja den Raum, in dem die Lampen einst für Licht sorgten, von früheren Treffen. So freuten sie sich sehr, dass sie zu einer Besichtigung des neu gestalteten Jugendraumes gebeten wurden. Für einen längeren Aufenthalt in unserem schönen Kirchengarten war es an diesem Sonntag im Juni etwas zu heiß. Die meisten verweilten im Saal an den liebevoll hergerichteten Tischen und genossen die Gemeinschaft bei angeregten Gesprächen. Am Ende ging kaum einer ohne ein Kuchenpäckchen nach Hause. Weitere Treffen werden dazu beitragen, dass diese Freundschaft zwischen unseren beiden Gemeindebezirken noch lange Bestand hat.

Im Sommer 2023 endete die Dienstzuweisung von Pastor Mitja Fritsch, der zum Superintendenten des Dresdner Distrikts gewählt worden war. In einem feierlichen Gottesdienst wurden er und seine Famile verabschiedet. Einige Augenblicke waren sehr emotional. Neun Jahre hatte er uns geführt. Seine Begabung Netzwerke zu knüpfen, schuf Begegnungen mit Gemeinden der Umgebung. Mitja Fritsch ging jedoch nicht, ohne uns auf die nächsten Monate ohne eigenen Pastor vorzubereiten. Eine Liste mit Aufgaben hing viele Wochen vorher in der Kirche aus und die Felder wurden nach und nach mit Namen fachkundiger Geschwister gefüllt. Auch die Gottesdienste bis Ende des Jahres waren geplant. So sollte Pastor York Schön, dem die pastorale Aufsicht während der Vakanz übertragen wurde, die Arbeit etwas erleichtert werden. Trotzdem lastete noch ein großes Stück Arbeit auf den Schultern von einigen Geschwistern, die nach einem Jahr fast am Ende ihrer Kräfte waren. Diese Arbeit geschieht im Hintergrund, im Stillen und ist doch unerlässlich für die Gemeindearbeit.

Zur Jährlichen Konferenz 2024 wurden wir Teil des Kooperationsraumes Netzschkau-Reichenbach-Treuen. Im September gab es einen Gottesdienst zum Dienstbeginn von Pastor Norbert Lötzsch und Gemeindepädagogin Mandy Merkel in der Immanuelkirche Reichenbach. Aus dem Gemeindebrief: „Der AfZ (Ausschuss für Zusammenwirken) der Bezirke Reichenbach, Netzschkau und Treuen hat in Absprache mit Pastor Norbert Lötzsch und Gemeindepädagogin Mandy Merkel vereinbart, dass der Einführungsgottesdienst am 15.09.2024 um 14:00 Uhr in der EmK Reichenbach stattfindet. Alle Interessenten der drei Bezirke sowie Vertreter der Ökumene und Allianz sind herzlich eingeladen. Ebenso wurde vereinbart, dass sich ab dem 22.09.2024 die Gottesdienstzeit in Reichenbach und Mylau von 09:30 Uhr auf 10:30 Uhr verändert. Alle drei Jahre wird es rotierend für jede Gemeinde der drei Bezirke einen Wechsel auf 09:00 Uhr für ein Jahr geben. “

ein Wort zum Schluss:
Mit einem Jahr Kooperationsraum endet vorerst dieses Heft mit Erinnerungen an 155 Jahre Evangelisch-methodistische Gemeinde in Reichenbach. Vieles gäbe es noch zu berichten. Ich könnte noch einige Seiten füllen. Aber das ist vielleicht nicht so wichtig. Neben dem Büchertisch in der Immanuelkirche steht eine Statue John Wesleys. Darunter der Satz: „Das Beste von allem: Gott ist mit uns.“ Wir werden uns weiter von IHM führen lassen. Alles, was hier aufgeschrieben ist, konnte ich im Kirchenarchiv recherchieren. Gesammelt und säuberlich abgeheftet kann man alte Gemeindebriefe, Zeitungsausschnitte, Briefe, Zeichnungen und Fotos anschauen. Ich und habe versucht, es nach bestem Wissen wiederzugeben. Dem Wunsch von Mitja Fritsch folgend habe ich auch einige persönliche Erinnerungen, die mir Geschwister der Gemeinde zuschickten, eingefügt. Ich bedanke mich herzlich bei allen, die sich beteiligten.